Gepanzerte Reiter gehören zur Marburger Bildtradition. Auf dem Stadtsiegel findet sich ein mittelalterlicher Ritter hoch zu Ross, auf dem Marktbrunnen kämpft St. Georg den Drachen nieder und auf der Wetterfahne des Rathauses reitet heute ein Bewaffneter gegen den Wind. Dennoch unterscheidet sich der Berittene auf der Wetterfahne von 1663 grundsätzlich von seinen ›Kollegen‹.
Die Sturmhaube mit nach oben gebogenen Rändern weist ihn als einfachen Soldaten aus, in der Hand hält er eine »Pike«, deren Spitze irgendwann verloren ging. Der Vergleich mit militärhistorischen Abbildungen zeigt: Es ist ein Dragoner des Dreißigjährigen Krieges. An Dragoner hatte man in Marburg, das zwischen 1645 und 1647 zweimal belagert und einmal geplündert wurde, keine guten Erinnerungen. Oberbürgermeister Hans Georg Sauer und sein Kollege Hans Philipp Alt, die sich hinter den Initialen im Textfeld der Wetterfahne (unter dem »Gemerke« der Stadt, dem geschwungenen »M«) verbargen, wollten ihren Mitbürgern die vergangene Kriegsnot vor Augen halten! (CB/SI)
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