Das Kreuz stammt aus dem Grab eines Deutschordensherren und ist Zeichen eines für die Marburger Geschichte wichtigen Einflussfaktors, da an ihm alle Elemente des Ordens, der unabhängig von Landesherr und Stadt war, deutlich werden. Sie spiegeln sowohl die Frömmigkeit wider als auch die adelige und somit exklusive Herkunft der Ordensherren.
Das Zusammenspiel von Glauben und Standesbewusstsein ist gleichermaßen greifbar. Das Kreuz wurde im 17. Jahrhundert mit dem Verstorbenen bestattet und belegte damit seinen starken Glauben und das Vertrauen in Gott. Das aus Gold gefertigte Kreuz zeigt gleichzeitig den Wert, den es für den Träger hatte, aber auch, dass er sich ein kostspieliges Kreuz leisten konnte. Die auf dem Kreuz aufgesetzte Perle mit abwechselnd weißen und blauen schräg verlaufenden Email-Tropfen unter einem aufgesetzten Blütenblätterkranz erinnert an eine Ananas. In diesen Blättern befindet sich eine Öse mit einem drehbaren Ring, an dem das Kreuz möglicherweise an einer Kette oder einer Kordel um den Hals getragen wurde. Die Anspielung auf die exotische Frucht belegt die adelige Herkunft des Trägers, da vor allem in Kreisen dieser Gesellschaftsschicht südländische Früchte bekannt waren. (EB)
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