Das eindrucksvolle Renaissanceportal von 1573 erinnert im Fürstensaal an die Zeit, in der das Marburger Schloss letztmals Residenz eines hessischen Landgrafen war. Für Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg (1537–1604) diente das Portal als Element der fürstlichen Selbstdarstellung im zentralen Saal seines Wohnsitzes, errichtet im modernen Kunststil der Zeit.
Der selbstbewusste Künstler Nikolaus Hagenmüller aus Frankenhausen fertigte keine einfache Tür, sondern eine Nachbildung eines antiken Triumphbogens mit drei Achsen und einem erhöhten Aufsatz. Typisch für das 16. Jahrhundert ist der gleichzeitig auf antike Vorbilder und zeitgenössische, dreidimensionale Theaterarchitektur anspielende Aufbau. Das Portal half auch bei der Vermittlung der dynastischen Verbindung zum Herzog von Württemberg, dessen Tochter Hedwig der Marburger Landgraf zehn Jahre zuvor geheiratet hatte, indem die Wappen von Hessen und Württemberg im zentralen oberen Element mit diese erklärenden, lateinischen Inschrift gezeigt werden. Mit der darunter stehenden Inschrift P.P.P.L. (Philipp Pater Patriae Landgravius) und seinem Wahlspruch »Ich getraw Gott in aller Nott« wird eine Traditionslinie zum Vater von Ludwig IV. hergestellt. Das Portal vermittelte mit weiteren Elementen, die für die Zeitgenossen leicht zu entschlüsseln waren, ein Tradition, Dynastie und Selbstbewusstsein betonendes Bild des letzten Landgrafen von Hessen-Marburg. (EB)
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