Öffentliche Uhren waren nicht nur ein nützliches Instrument der Zeitanzeige, sondern verwiesen zugleich auf diejenigen, welche die Mittel für solche Investitionen hatten, also auch »den Takt angaben«. Diese Uhr befand sich im Inneren der Marburger Pfarrkirche, in einer Empore oberhalb des Altares. Ihr Auftraggeber Landgraf Moritz der Gelehrte hatte sie dort gleichsam als Zeichen einer neuen Zeit gut sichtbar platzieren lassen.
Bald nach Beginn des 17. Jahrhunderts brachen in Marburg Konflikte zwischen den Vertretern des durch den Landgrafen Moritz in Kassel favorisierten reformierten Bekenntnisses und den seit 1526 hier ansässigen Lutheranern aus. Der Landgraf ordnete 1605 die Entfernung des Hochaltars an. Als neue Ausstattungstücke entstanden eine Fürstenempore und die große Uhr. In den oberen Ecken des Ziffernblattes sind die Wappen des Landgrafen Moritz und seiner Ehefrau Juliana von Nassau-Dillenburg zu sehen. In den unteren Ecken wird die Stadt Marburg sichtbar gemacht durch den Marburger Reiter und ein einzelnes »M«. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fürstenempore abgebrochen. Die Reste der Uhr gelangten mit der Sammlung des Marburger Geschichtsvereins ins Museum. (CO)
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