Während der Konradschild auf der Innenseite Spuren von Haltevorrichtungen zeigt, also wirklich getragen wurde, ist der Schild Heinrichs I., des
Landgrafen von Hessen, des Enkels der Heiligen Elisabeth, ein »Prunkschild«. Mit Rankenwerk und kleinen Fabelwesen verziert, war er nie
dafür vorgesehen, Schwerthiebe abzuwehren, sondern sollte etwas über
seinen Besitzer aussagen.
Reliquiare gehörten wie liturgische Geräte und heilige Schriften zur Grund-ausstattung von kirchlich genutzten Räumen, in denen die Messe gelesen wurde. Ohne die Reliquie eines Heiligen konnte kein Altar geweiht werden. Als materielle Überbleibsel der Glaubenszeugen galten sie als direkte Verbin-dung zu den Heiligen. Ihre Verehrung war oft von der Hoffnung auf Wunder begleitet, beispielsweise die Heilung von Krankheiten. Im Jahr der ersten Marburger Hospitalgründung fand in Rom am 16. 7. 1228 die Heiligsprechung von Franz von Assisi statt. Höchstwahrscheinlich war es Elisabeth selbst, die sich im Hinblick auf die Weihe ihrer Hospitalkapelle für den zwei Jahre zuvor verstorbenen Franz als Schutzpatron entschie-den hatte, dessen radikale Nachfolge Jesu sie überzeugte. Und wahrscheinlich nutzten ihre hochadelige Herkunft und entsprechende Beziehungen dabei, dass dieser Wunsch durch die Beschaffung einer Reliquie gelang. So kam es zur wohl ersten Weihe eines Altars auf den Heiligen Franziskus nördlich der Alpen. (CO)
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