Lange Haare, hautenge Kleidung und Cordhosen – Protest und Provokation fand in den 1960er Jahre auch nonverbal statt. Der hier gezeigte Parka könnte auch von einem Marburger Studenten stammen. Meist mit zahlreichen Aufnähern versehen, wurde dem olivfarbenen Parka seine eigentlich militärische Funktion abgesprochen, und auf Protestmärschen der Jugendrevolte wurde er zum Anti-Kriegs-Symbol einer neuen, jungen Generation.
Gerade Studierende setzten sich in dieser Zeit mit einfacher Arbeiterkleidung, abgewetzten Jeans und Lederjacken von ihrem eigentlich akademischen Umfeld ab und positionierten sich gegen bürgerliche Moralvorstellungen. Inspirationen für mutigere Kombinationen kamen vor allem aus der britischen und US-amerikanischen Popkultur: Das 1968 uraufgeführte Musical »Hair« beeinflusste den neuen Geschmack genauso wie die Indienreise der Beatles. Auch mit typisch weiblichen und männlichen Kleidernormen wurde gebrochen. Während Männer schulterlanges Haar und Schlaghosen trugen, wurden bei Frauen kecke Kurzhaarschnitte beliebt. Mode und Frisuren wurden so zu einem politischen Statement für mehr Selbst- und Mitbestimmung. (KG)
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