Weite Ärmel, geschnürte Mieder, dunkle Tellerröcke und auf dem Kopf die Schneppekappe – so porträtierte Ludwig Emil Grimm 1829 eine Dreiergruppe in Hinterländer Tracht. Nach der Form ihrer Kopfbedeckung zu urteilen, stammen die Frauen aus der Gegend um Biedenkopf und Gladenbach.
Wenige Gemälde, ungefähr 250 Radierungen und circa 2.000 Zeichnungen sind das Werk des jüngsten Bruders von Jacob und Wilhelm Grimm. Der spätere Kasseler Professor reiste 1828 und 1829 nach Marburg, Willingshausen und Umgebung. Ludwig Emil Grimm war fasziniert von der Trachtenvielfalt der Gegend. Durch einen Brief aus dem Jahr 1830 wird deutlich, dass er ein Skizzenbuch mit Trachtendarstellungen gehabt haben muss. Die zahlreich dargestellten und selbst erlebten Hinterländer und Schwälmer Trachten inspirierten die weltberühmten Geschichten der Brüder Grimm. So weist die Haube des Rotkäppchens einen Bezug zum mit Bändern auf dem Kopf getragenen roten »Betzel« der Schwälmerinnen auf. Zwischen 1802 und 1806 studierten Jacob und Wilhelm Grimm in Marburg. Grimm-Dich-Pfad und Brüder-GrimmSchule erinnern noch heute an die Zeit, die die beiden Sprachwissenschaftler in der Stadt verbrachten. (SI)
copyright: © Bildarchiv Foto Marburg / Franziska Klose