Holzfiguren wie dieser Garnisonssoldat wurden im 18. Jahrhundert unter der Regierung Landgraf Karls von Hessen-Kassel (1670–1730) genutzt, um neue Rekruten anzuwerben. Junge Männer sollten durch den Anblick der prachtvollen Uniform zum Militärdienst verleitet werden.
Aufgrund seiner Uniform lässt sich der hölzerne Soldat dem Infanterieregiment »Erbprinz Hessen-Hanau« zuordnen. Die Kombination aus schwarzem Uniformrock, weißem Schulterriemen und Koppel, gelber Hose und Weste, schwarzen Lederschuhen mit Gamaschen sowie Mütze mit Federbusch unterstreicht das würdevolle Erscheinungsbild des strammstehenden Infanteristen. Verborgen bleibt die bittere Realität, die zumeist auf die Unterzeichnung der Verpflichtungsurkunde folgte: Verlust der persönlichen Freiheit, unmenschlicher militärischer Drill und die Schrecken des Krieges. Zum Teil wurden sie als »Söldner« an andere Nationen vermietet und für deren politische Interessen in den Krieg geschickt. Der Soldatenhandel blühte unter Landgraf Karl und wurde von seinen Nachfolgern durch sogenannte »Subsidienverträge« weiter vorangetrieben. Dies betraf auch in Marburg stationierte Truppen. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775–1783) entsandte Landgraf Friedrich II. (1720–1785) Marburger Einheiten nach Nordamerika, um dort auf der Seite Englands zu kämpfen. (DB)
copyright: © Bildarchiv Foto Marburg /Horst Fenchel