Was für einen Eindruck ein Ritter auf andere machen wollte, das ließ sich oft an dem Motiv auf seinem Schild ablesen. Das gilt auch für Landgraf Konrad von Thüringen, auf dessen Schild ein grimmiger Löwe mit drei drohend erhobenen Pranken zu sehen war. Doch nicht immer benahm sich Konrad ritterlich.
Konrad
war der Bruder von Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, der 1227 auf
einem Kreuzzug an einer Seuche starb. Konrad und sein Bruder Heinrich
teilten sich nach Ludwigs Tod die Herrschaft über die Thüringer
Ländereien. Konrad war für Teile des heutigen Hessens zuständig –
dazu gehörte auch Marburg. Die Gebiete, die Konrad zugeteilt
bekommen hatte, lagen in enger Nachbarschaft zu Dörfern und Städten,
über die der Erzbischof von Mainz herrschte. Mit ihm kämpften die
Landgrafen von Thüringen über die Vorherrschaft in Nordhessen.
Im
Streit mit dem Erzbischof zog Konrad 1232 nach Fritzlar, über das
der Erzbischof regierte, um seine Macht zu demonstrieren. Die
Einwohner der Stadt verschanzten sich hinter den Stadtmauern und
Konrad ließ seine Truppen die Brücken und Mühlen der Vorstadt
zerstören. Damit hätte er sich zufriedengegeben, doch Frauen aus
der Stadt liefen auf die Stadtmauern und streckten ihre nackten
Hintern über die Zinnen. Diese Beleidigung brachte den Landgrafen
derart in Wut, dass er seinem Heer befahl, die Stadt niederzubrennen.
Nicht nur die Gebäude mitsamt der Kirchen verbrannten, sondern auch
viele Männer, Frauen und Kinder.
Doch diese Tat lag Konrad schwer auf dem Gewissen. Schließlich
kannte er die Lieder und Geschichten über ritterliche Helden, die
Dichter wie Walther von der Vogelweide oder Wolfram von Eschenbach
geschrieben hatten. Konrad wollte und musste offenbar Buße tun. Er
änderte sein Siegel und nutzte nicht mehr das der Ludowinger, das
sein Vater Herrmann 1211 erstmals in Auftrag gegeben hatte – es
zeigte einen galoppierenden Ritter mit dem Löwenschild. Seine Söhne
übernahmen das Siegelbild, das auch auf dem Marburger Stadtsiegel zu
sehen ist. Konrad aber ließ sich ab 1234 auf seinem Siegel als
Christenverfolger Saulus, der sich zum Apostel Paulus wandelt,
darstellen.
Konrad setze sich außerdem dafür ein, dass seine Schwägerin Elisabeth 1234 heiliggesprochen wurde. Er sorgte dafür, dass deren Hospital dem Deutschen Orden unterstellt wurde und trat auch selbst in den Orden ein. Über dem Grab der heiligen Elisabeth ließ Konrad die große Kirche errichten, die man heute als Elisabethkirche kennt. 1238 trat er im Büßergewand vor die Einwohner von Fritzlar und forderte sie auf, ihn zu geißeln. 1240 starb Konrad und wurde in der Elisabethkirche bestattet. Sein Grabmal zeigt ihn nicht als Ritter, sondern im Büßergewand.
copyright: © Bildarchiv Foto Marburg